Grosshecht im Winter

Von Fischen

Eiskalter Wind pfeift mir um die Ohren und ich spüre meine Finger kaum noch. Trotzdem stehe ich hier mitten auf dem See. Warum eigentlich? Weil ich einen Hecht fangen möchte, der grösser und schwerer ist, als den grössten den ich je gesehen habe. Und von nichts kommt nun mal nichts. Im Winter stehen die Hechte tief und deswegen fängt man sie nicht? Wie wäre es dann, wenn man es einfach mal ganz flach probiert? Das hat sich bei uns auf dem Bodensee bewährt. Die grössten Hechte fangen wir im Winter bei Wind und Wellen dicht unter der Wasseroberfläche. Wer im Winter einen grossen Hecht fangen will, hat im Januar definitiv die beste Chancen. Ich werde euch in den folgenden Zeilen verraten, worauf es sich erfahrungsgemäss zu achten lohnt.
Ein Beitrag von fischen.ch Pro Staff Janic Stebler von  Pikefever

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Wo findet man die Fische?

Nichts ist im Winter wichtiger als die Standortwahl. Diese hängt von der Wassertemperatur, Futterfischen und der Tageszeit ab. Kennt man diese drei Faktoren, ist man seinem Winter Grosshecht schon einen grossen Schritt näher. 
Der Hecht fährt mit fallenden Temperaturen laufend seinen Stoffwechsel herunter und bevorzugt genau wie seine Beute wärmeres Wasser. Also ist er logischerweise da aufzufinden, wo das Wasser am wärmsten ist. Dies kann in der Nähe eines Flusseinlaufs sein oder in einem vor Wind geschützten Hafen. Auch in Seitenarmen eines Flusses, einem Altarm, einem Kanal oder in der Nähe einer Kläranlage sind interessante Stellen mit wärmerem Wasser zu finden. Dabei können Temperaturunterschiede von lediglich ein bis zwei Grad Celsius den entscheidenden Unterschied machen. Scheint zum Beispiel über mehrere Tage die Sonne und gleichzeitig drückt der Wind das erwärmte Oberflächenwasser auf eine Seite des Sees, lohnt es sich, diese genauer anzuschauen.

Meiner Erfahrung nach sind es immer dieselben Ecken, an denen das wärmste Wasser und somit auch fast alle Hechte auf meist sehr kleiner Fläche aufzufinden sind. So kann es sein, dass auf 90% des Sees kaum Fische mehr aufzufinden sind und sich auf den verbleibenden 10% der Fläche sehr viele Fische aufhalten.

Die richtige Köderwahl, Präsentation & Beisszeiten

Sind diese Flecken einmal gefunden, gilt es die richtigen Köder zu wählen und diese zur richtigen Zeit richtig zu präsentieren. Je natürlicher die Köderfarbe, desto besser!
Der Köder muss nicht zwingend, wie vielleicht erwartet, 30 Zentimeter gross sein und eine möglichst kapitale Beute imitieren. Ein mittelgrosser, dafür etwas bulliger Köder in natürlichem Dekor, ist in diesem Fall genau richtig. Da die Fische sind im Winter dicker sind, so darf es also auch der Köder sein. Meine Empfehlung:
Ricky the Roach von Westin in 18 Zentimetern. Dieser Köder wird all diesen Anforderungen gerecht.
Fischt man im Freiwasser, empfehle ich den Köder nicht tiefer als fünf Meter zu führen, vorausgesetzt das Oberflächenwasser ist wärmer als vier Grad Celsius. Denn dann stehen die grossen Hechte besonders Flach, da es eben genau in dieser Oberflächenschicht am wärmsten ist.
Wenige kurze, aber dafür heftige Beissfenster prägen diese Winterangelei. Diese sind meistens um die Mittagszeit und am späten Nachmittag, weil es zu dieser Zeit am wärmsten ist.

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Viele Köder von Westin passen perfekt für diese Fischerei. Ricky the Roach, Shad Teez & Co. fallen bullig aus und sind willommene Hechthappen im Winter.

Passende Ausrüstung

Im Winter fische ich bevorzug Spinnruten mit Stationärrolle, da bei Baitcasting-Combos die Hände durch das dabei entstehende Spritzwasser schnell nass und somit auch schneller kalt werden. Auch das Verwenden von wasserabweisenden Handschuhen bringt den Vorteil, dass man mit warmen Händen länger durchhält, konzentriert bleibt und somit die Chance auf einen grossen Hecht erhöht.
Ein Wetterschutzanzug sorgt nicht nur für wohlige Wärme, sondern auch für mehr Sicherheit auf dem Wasser!

Wie immer beim Angeln auf Grosshecht ist ein dickes Fluorocarbon oder Hardmonovorfach von mindestens 0.9mm Pflicht. Im Gegensatz zu einem Stahlvorfach ist es im klaren Wasser für die Hechte deutlich weniger gut zu sehen.

Auch das Verwenden von Lockstoffen kann ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sein, da die Hechte sich im Winter auch gerne mal mehr Zeit lassen, bis sie den Köder nehmen. Da kann ein solcher Zusatzreiz durchaus einen Unterschied machen.

Als Rute empfehle ich eine Spinnrute mit Wurfgewicht bis 120 Gramm , eine Länge von 240cm und grosse, stabile Rutenringe, da diese deutlich weniger schnell zufrieren. Wenn man das Eis aus den Rutenringen stösst, kann das die inneren Keramikringe lösen und zu Beschädigungen an der Rute führen. Deshalb nehme ich die Rutenringe zum Auftauen einfach kurz in den Mund.

Ich wünsche Petri Heil, warme Finger und einen dicken, grossen Hecht.
⁠Harte Arbeit wird belohnt.

Janic