Grosshecht im Sommer
Das Werfen auf Freiwasser Hechte ist alles andere als von schnellem Erfolg gekrönt. Viele Würfe, Schneidertage und viel Zeit auf dem Wasser sind damit verbunden. Doch irgendwann kommt der Biss, der die vielen unzähligen Würfe der letzten Jahre auf einen Schlag vergessen lässt. Ich habe mich intensiv mit dieser Fischerei beschäftigt und konnte in dieser Zeit das Verhalten der Grosshechte genauestens studieren. Vielleicht fängst Du ja bereits regelmässig beim Werfen Hechte, aber die Grösse lässt noch zu wünschen übrig?Um von den kleinen Hechten wegzukommen muss man ein wenig Umdenken und im Mittelwasser angeln. In diesem Beitrag zeige ich Dir worauf Du achten musst, damit Du auf dem Weg zum Grosshecht viel Zeit sparen kannst.
Ein Beitrag von fischen.ch
Pro Staff
Janic Stebler von
Pikefever
Sind Hechte am gewählten Platz?
Die Wahl des richtigen Spots
Der wichtigste Punkt beim Freiwasserwerfen ist die Spot Wahl. Die Nadel im Heuhaufen zu suchen ist schon Leid genug, doch wenn wenn man weiss, dass da auch wirklich eine oder sogar mehrere Nadeln zu finden sind, macht das die ganze Sache wesentlich erträglicher.
Wie findet man heraus, ob Hechte am gewählten Platz sind?
- Mit einem Echolot
- Durch Schleppfischerei
- über die Jahre gewonnene Erfahrung
Ein Echolot bietet eine genaue Übersicht wo sich die Fische im Freiwasser aufhalten.
Windrichtung
Die Windrichtung hat einen sehr grossen Einfluss auf die Auswahl des Spots. Denn wenn der Wind schon seit Tagen auf die gleiche Seite drück, dann lohnt es sich besonders, die dem Wind zu- wie auch abgewandte Seite genauer anzuschauen.
Beutefische
Ein weiterer sehr wichtiger Faktor ist das ständige Vorhandensein von Beutefischen.
Gibt es einen Bereich in dem über längere Zeit Felchen, Barsche oder Weissfische über 18 Zentimetern aufzufinden sind? Dann wird auch der Grosshecht nicht weit weg sein. Denn Fische in dieser Grösse stellen sein bevorzugtes Futter dar.
Köderwahl und Wassertrübung
Laufverhalten & Präsentation
Um einen Biss eines grossen Hechtes zu provozieren, ist das Laufverhalten des Köders ganz entscheidend.
Um inaktive Hechte oder lauernde Hechte zu fangen, verwende ich ausschliesslich Köder die hochfrequent laufen. Hierfür gut geeignet sind Köder mit einem kleinen Schaufelschwanz (Paddle-Tail) und schlankem Körper, sowie V-Tails mit viel Gewicht.
Diese präsentiere ich sprunghaft und zügig mit sehr wenigen, kurzen Pausen von maximal 2-3 Sekunden. So imitiere ich einen flüchtenden, verletzten Beutefisch, der nur langsam vom Fleck kommt. Für den Hecht eine interessante Beute, für die es sich lohnt einmal Vollgas zu beschleunigen.
Bei aktiven Hechte, die gerade am Rauben sind, verwende ich bullige Köder mit einer rollenden Aktion. Die Gummifische von Westin, wie z.B. der Shadteez oder Bullteez sind hierfür perfekt. Diese präsentiere ich monoton geleiert ohne Veränderung im Laufverhalten. Einzig bei der Geschwindigkeit variiere ich solange, bis ich einen Biss bekomme.
Ködergrösse
Im Sommer sind es nicht zwingend immer die ganz grossen Köder. Wir konnten feststellen, dass eine Anpassung an die vorhandenen Beutefische mehr Fische bringt als die ganz grossen Köder. Gerade im Sommer hat der Hecht sehr viel Energie und zieht mehrere kleine Fische, grosser schwer verdaulicher Beute vor.
Köderfarbe
Die Köderfarbe spielt meiner Meinung nach bei dieser Fischerei eine eher untergeordnete Rolle. Fische hauptsächlich Farben, auf die Du schon Fische gefangen hast und somit auch vertraust.
Die Lichteinstrahlung ist ein wichtiger Faktor. Dringt viel Licht ins Wasser empfehle ich natürliche Farben. Bei weniger Licht im Wasser empfehle ich Köder mit viel Kontrast und Schockfarben im Detail. Zum Beispiel orange Flossen.
Wasseroberfläche und Lichteinfall
Wolken und glatte Oberfläche
Bei dieser Situation kommt nur wenig Licht ins Wasser, wobei die UV-Strahlung gut ins Wasser eindringen kann, da diese trotzdem durch die Wolken durchkommt.
Beissfenster verteilen sich über den ganzen Tag. Hier lohnt sich das Driften mittel Elektromotor.
Wolken und Wind
Durch die bewegte Oberfläche kommt noch weniger Licht ins Wasser. Die Sicht der Hechte ist deshalb massiv eingeschränkt, was gleichzeitig ein grosser Vorteil für uns Angler ist. Denn je weniger genau der Räuber unseren Köder sieht, desto eher interpretiert er ihn als potenzielle Beute.
Sonne und glatte Oberfläche
Kaiserwetter sorgt tagsüber für die schwierigsten Bedingungen einen grossen Hecht zu fangen. Extrem viel Licht im Wasser, Badegäste und Sportboote verunmöglichen eine erfolgreiche Fischerei auf Grosshechte? Falsch, nutze an solchen Tagen unbedingt die Dämmerungsphasen.
Die Hechte haben den ganzen Tag kaum was gefressen, sind aggressiv durch die Hitze und den Lärm und haben richtig Hunger. Also sind sie in der Dämmerungsphase aktiv auf Futtersuche. Das sind meiner Meinung nach die besten Voraussetzungen, einen grossen Hecht zu fangen.
Sonne und Wind
Eine schwierige Kombination, auch hier gilt es sich an die Dämmerungsphasen zu halten. Tagsüber findet man hier die Hechte meistens inaktiv am Grund.
Wassertiefe und Köderpräsentation
Hier kommen alle der oben genannten Faktoren zusammen. Es ist entscheidend den Köder auf der richtigen Tiefe zu präsentieren. In der Regel sollte ein Hecht immer überfischt werden. Denn wenn man unter ihm angelt, nimmt er den Köder nicht wahr.
Während den Beissphasen sind aktive Hechte auf Futtersuche. Das heisst also, dass man während der Dämmerund oder Wind und Wolken den Köder so bebleit, dass er bei konstantem Einholen auf 3-5 Meter Tiefe läuft.
Inaktive Hechte, stehen meistens direkt unter der Sprungschicht und lauern auf vorbeiziehende Beute. Der Köder wird hier deutlich Tiefer bei 8-9 Metern präsentiert.
Hierbei wird der Köder stärker bebleit, um den Köder auf Tiefe zu halten und gleichzeitig Sprunghaft flüchten zu lassen.
Equipment
Ruten
Als Rute empfehle ich eine 2.4-2.7m lange Rute mit einem dem Ködergewicht angepassten Wurfgewicht.
Beim Einsatz von mittelgrossen Ködern (15-20cm) die ein maximales Wurfgewicht von 130 Gramm haben, benutze ich eine
Spinnrute
in Kombination mit einer Stationärrolle. Wichtig dabei ist, dass die Rute über eine schnelle Aktion und ein hartes Rückgrat verfügt, damit man den Haken gut setzen kann.
Für die richtigen Bigbaits (20cm aufwärts) benutze ich eine Castingcombo. Hier darf die Rute sogar ein Wurfgewicht von bis zu 250 Gramm haben, um die grossen Köder auch entsprechend auf Distanz zu bringen. Zudem lässt sich damit ermüdungsfreier werfen.
Rollen
Da grosse und schwere Köder eine starke Belastung für die Rolle darstellen, empfehle ich stabile
Stationärrollen
der 5000er Grösse oder sogar noch grösser.
Auch bei den
Multirollen
ist darauf zu achten, dass die Rolle robust und auf das hohe Wurfgewicht ausgelegt ist.
Hauptschnur
Bei der geflochtenen Hauptschnur empfehle ich euch lieber eine Nummer dicker zu wählen. (ca. 0,25mm) Beim Werfen wirken starke Kräfte auf die Knoten und es wäre doch schade um die guten Köder, wenn sie noch während des Wurfs abreissen.
Vorfach
Hier ist ein Fluorocarbon- oder Hartmonovorfach von mindestens 0.9mm zu wählen. Grosse Hechte sind nicht nur schwer, sondern haben auch richtig scharfe Zähne und verfügen über genügend Gewalt um dünnere Vorfächer mühelos zu durchtrennen.
Karabiner
Ein Element in Deinem Setup, das Du auf keinen Fall unterschätzen darfst, ist der Karabiner . Wähle einen richtig stabilen Karabiner. Er ist das letzte Stück zwischen Vorfach und Köder und kann, wenn er zu schwach gewählt wird, unter Umständen sogar aufgebissen werden.
Ich wünsche Euch einen erfolgreichen Sommer und hoffe dass es schon bald mit dem Grosshecht im Freiwasser klappt. Regelmässige Fangmeldungen und Fangfotos vom Bodensee könnt ihr auf unserem
Instagram Kanal Pikefever
mitverfolgen.
Liebe Grüsse und Petri Heil
Janic Stebler