Hechtfischen im Flachwasser

Von Fischen

Was gibt es Schöneres? Die Vögel singen, der Kirschbaum blüht und die Sonne strahlt endlich wieder mit Kraft auf die spiegelglatte Wasseroberfläche. Das Wasser erwärmt sich und die grossen Hechte begeben sich langsam aber sicher in die flacheren Bereiche des Sees, um ihrem Laichgeschäft nachzukommen. Auch bei uns in der Schweiz stehen die Hechte, wenn auch nur über zwei Monate, im Flachwasser. Wer sich nun ein bisschen an seinem Gewässer auskennt, kann absolute Sternstunden erleben. In diesem Blogbeitrag bringe ich Euch diese hocheffiziente Fischerei auf grosse Hechte näher.

Ein Beitrag von fischen.ch Pro Staff Janic Stebler von Pikefever

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⁠Um effizient grosse Hechte zu finden und vor allem auch zu überlisten, gilt es die Antworten auf die folgenden Fragen zu kennen.


Wann finde ich die grossen Hechte im Flachwasser?
⁠Wo genau finde ich die Fische nach ihrem Laichgeschäft?
⁠Wie ist die Vorgehensweise um effizient zu sein?
In welche Ausrüstung lohnt es sich zu investieren?
⁠Wie präsentiere ich den Köder korrekt?

⁠Wann finde ich die grossen Hechte im Flachwasser?

Sobald das Wasser konstant über sieben Grad Celsius hat, beginnen die Hechte mit dem Laichen. Als natürlicher und einfacher Anhaltspunkt achtet man einfach auf die Kirschbäume. Sobald diese Blüten tragen, heisst es ab ins Flache. ⁠Das bedeutet aber nicht, dass alle Fische gleichzeitig und wie auf Kommando ins Flachwasser schiessen.
⁠Wir konnten feststellen, dass auch gewisse Muster zu erkennen sind, was die Grösse der Hechte anbelangt. Die grössten Exemplare findet man zum Teil auch schon vor der Schonzeit im Flachen. Sogar schon bereits abgelaicht, als hätten sie Vortritt vor den anderen. Je wärmer es wird, desto mehr Hechte findet man im Flachwasser.
⁠Falls man sich nun Gedanken macht, ob es moralisch korrekt ist, zwischen den laichenden Hechten zu angeln - keine Sorge! Wenn Hechte mit dem Laichgeschäft beschäftigt sind, werden sie sich kaum für einen Köder interessieren, da sie während dieser Zeit über eine Art Fresssperre verfügen und sich kaum noch fürs Fressen interessieren.
Und das zu unserem Vorteil! Denn sobald sie fertig sind, geht das grosse Fressen los.
⁠Während ein Teil noch über Wochen im Flachwasser bleibt, zieht ein Teil direkt wieder ins Freiwasser. Sobald die Wassertemperatur dann über 15 Grad Celsius erreicht, findet man sie dann wirklich nur noch ganz vereinzelt im Flachen.

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Flache Uferbereiche sind im Frühjahr Hotspots


⁠Wo genau finde ich die Fische nach ihrem Laichgeschäft?

Da wir in der Schweiz verschiedenste Gewässertypen haben, ist es schwierig diese Frage zu verallgemeinern. Aus diesem Grund gehe ich auf zwei verschiedene Typen Seen ein, welche in der Schweiz häufig vorkommen.

Gewässertyp Nr. 1: Flache Uferbereiche und steile Kanten

An diesen Gewässertypen ist es wichtig das grosse Ganze zu betrachten, da meist nur ein sehr kleiner Teil des Sees für die Hechte in Frage kommt. Diesen Teil gilt es zu finden. Dazu ist es wichtig den Bereich rund um den See zu betrachten und sich dabei Gedanken zu machen, wie die Landschaft unter Wasser weiterverlaufen könnte.
⁠Die Antwort ist meistens simpel. Lange Landzungen gehen unter Wasser häufig auch genau in dem Winkel weiter, was zu einer riesigen Flachwasserzone führt.
⁠Und genau da willst Du hin! Idealerweise münden da auch Flüsse ins Gewässer, was die Bodenbeschaffenheit wesentlich beeinflusst.
⁠Ein Satellitenbild vom See zu betrachten, ist meiner Meinung nach der beste Weg seine Stellen zu finden. Die Wassertiefe sollte zwischen 1.5 und 4.5 Meter betragen, wobei es auch Fälle gibt bei wo die Hechte bis zu 7 Meter Tiefe laichen. Noch tiefer ist nur selten der Fall, da es normalerweise nur bis zu dieser Tiefe Kraut hat.

Ein weiterer sehr entscheidender Punkt ist die Bodenbeschaffenheit an eurem nun auserwählten Spot. Wichtig ist, dass der Boden entweder sandig, steinig oder mit Kies bedeckt ist und Krautfelder wie auch Krautteppiche am Boden vorzufinden sind. Auch alte Bäume, die ins Wasser gefallen sind, sind sehr Interessante Stellen, die man unbedingt abfischen sollte. Denn nur da wo ihre Eier gut gedeihen und die frisch geschlüpften Hechte genügend Nahrung und die richtigen Temperaturen vorfinden, wird das Muttertier die Eier schlussendlich auch platzieren.

Gewässertyp Nr. 2: Die Suppenschüssel

Dieser Gewässertyp zeichnet sich durch flache, gleichmässig abfallende und meist strukturlose Kanten aus. In solchen Gewässern wo kaum plateauartige Flachwasserbereiche vorhanden sind, sind es die Schilfgürtel, die Seerosen sowie auch Häfen oder andere Objekte im nahen Uferbereich, die für die Hechte interessant sind, um das Frühjahr zu verbringen.
⁠⁠Bei der Stellenwahl kann hier auch der Wind ein wichtiger Faktor spielen. Denn aus welcher Richtung der Wind am meisten weht, oder wo die Sonne am längsten und am stärksten scheint, hat einen Einfluss auf die Temperatur von Gewässerbereichen. Ein konstant wärmerer Bereich, auch wenn die Abweichung nur ein Grad Celsius beträgt, kann hier den Unterschied machen.

Die Bodenbeschaffenheit spielt in diesem Gewässertyp meiner Meinung nach nur bedingt eine Rolle, da sie meistens eher schlammig oder lehmig ist. Wichtig ist, dass es Wasserpflanzen gibt, die mit den Eiern der Rogner beklebt werden können.

⁠⁠Wie ist die Vorgehensweise um effizient zu sein?

Es gilt in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Fläche sauber abzufischen. Dies kann bei viel Wind mit einem Driftsack gemacht werden. Oder auch mit einem Elektromotor falls kein Wind vorhanden ist.
⁠Die idealen Bedingungen sind ganz klar, 10-20km/h Wind, wechselhaft und leicht bewölkt.

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Fischen mit Driftsack (Foto: Swiss Fishing Team)⁠

⁠Durch den Wind ist das Flachwasser leicht getrübt und die Wasseroberfläche gebrochen. So können euch die Hechte nicht sehen. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Geräuschkulisse die durch die Wellen erzeugt wird. Da es unter Wasser bereits laut ist, werden die Hechte euch deshalb auch weniger gut hören. Auch ein leichter Regen ist hier sehr erwünscht, falls kaum Wind vorhanden sein sollte. Bei Sonnenschein und ohne Wind hatten wir noch keinen Erfolg im Flachwasser.

Es gilt suchen bis gefunden. Denn wenn ihr sie einmal gefunden habt, angelt den Platz maximal eine Viertelstunde sauber aus. Dann merkt ihr euch die Stelle auf 10 Quadratmeter ganz genau. Dies ist eure erste Stelle, die ihr immer wieder, aber nie mehr als 15 Minuten innerhalb von zwei Stunden beangelt. In der Zwischenzeit sucht ihr euch neue Stellen, die etwas mit der funktionierenden Stelle gemeinsam haben.

An unserem Hausgewässer dem Bodensee haben wir Spots im Flachwasser, an denen wir mehrere 115cm+ Hechte innerhalb weniger Tage auf ein und demselben Fleck gefangen haben. Wer solche Flecken findet, hat eine Goldgrube entdeckt, die er hüten sollte. Denn um solche Stellen zu finden, braucht es sehr viel Zeit und Arbeit. Einmal gefunden funktionieren diese Stellen dafür dann Jahr für Jahr.

In welche Ausrüstung lohnt es sich zu investieren?

Rute & Rolle

⁠Fangen wir mit der
Jerkbaitrute an. Es ist zwingend notwendig eine Rute zu angeln, die über genügend Rückgrat verfügt. Denn wenn ein Grosshecht mit voller Kraft auf einen harten und breiten Jerkbait beisst, benötigt es eine solide Kraftübertragung, um den Haken überhaupt setzen zu können. Im Gegensatz zum Angeln mit Gummifischen, ist das eine etwas schwierigere Aufgabe. Während ein Gummifisch einfach einschlitzt, klemmt der Jerkbait wie in einem Schraubstock zwischen den Zähnen von eurem potentiellen Fisch des Lebens. Wer hier eine zu weiche Rute fischt, riskiert dass der Hecht vor dem Boot sein Maul öffnet, den Jerk einfach wieder loslässt und sich verabschiedet. Das will man auf keinen Fall erleben!
⁠Um die ermüdende Angelei etwas zu vereinfachen empfiehlt sich eine kurze Rute bis zu 200 cm. Meine Empfehlung hierfür ist die Jerkbait Rutenserie von Westin.

Die W3 Jerkbait-T mit ihren 195cm ist absolut preiswert. Ich bevorzuge die härtere Variante mit dem Wurfgewicht von 40-130 Gramm.
⁠Wer sich jetzt schon ins Jerkbaitfischen verliebt hat, dem empfehle ich auf das teurere, hochwertigere Model zurückzugreifen. Die
W6 Jerkbait Castingrute ist definitiv jeden Franken wert. Zudem ist sie mit einem Gewicht von nur 153 Gramm ein Leichtgewicht. Auch hier bevorzuge ich die härtere Variante.

⁠Die Ruten kombiniert man mit einer robusten
Baitcasterrolle . Wer lieber eine Spinnrute mit Stationärrolle fischt, sollte sich die Kosten für die Physiotherapie mit einberechnen, denn einen ganzen Tag lang in die Rute schlagen kann sehr ermüdend sein.


Schnur & Vorfach⁠

⁠Als Hauptschnur bewährt sich eine
geflochtene Schnur mit einer Tragkraft von mindestens 17 Kilogramm, da durch die harte Rute Abrisse von teuren Jerkbaits vorprogrammiert sind, falls die Schnur zu wenig aushält. Sei es beim Auswerfen oder noch schlimmer, beim Anschlag.

Das Vorfach sollte nicht zu weich sein, weil es sich beim Werfen sonst andauernd um den Köder wickelt und zudem auch negativ auf das Laufverhalten gewisser Köder auswirken kann.
⁠Ich empfehle ein kurzes starres Hardmonovofach von maximal 35cm Länge mit einem Durchmesser von mindestens 0,9mm. Alles darunter ist einfach nicht hechtsicher! Alternativ geht auch ein Titanvorfach. Dieses sollte jedoch regelmässig kontrolliert werden, da es dazu neigt brüchig zu werden.
⁠Um den Köder einzuhängen muss ein richtig stabiler
Snaplock her. ⁠

Köder

Jerkbaits , wie z.B. der Westin Swim, sind absolut empfehlenswert.
⁠Natürlich können auch
Swimbaits oder grosse Gummifische am Shallow Rig präsentiert werden.
⁠Betreffend Farbwahl gilt die Faustregel: Natürliche Farben bei Sonnenschein und grelle Farben bei dichten Wolken.

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Jerkbaits sind im Frühjahr eine Bank

⁠Wie präsentiere ich den Köder korrekt?

Da es hierfür kein Richtig oder Falsch gibt, werde ich diese Frage gemäss meinen Erfahrungen und logischen Schlüssen beantworten.

⁠Der Hecht ist ein Lauerjäger, der erst im richtigen Moment auf seine Beute losschiesst. Doch das heisst noch längst nicht, dass er die Beute dann auch frisst. Wir durften schon viele Nachläufer beobachten, die im Flachwasser auf den Köder zugeschossen sind und dann ganz abrupt stehen blieben, kurz inne hielten und nach einigen Sekunden wieder weggeschwommen sind. Boot gesehen - auf nimmer Wiedersehen!

Je klarer das Wasser und je höher die Wassertemperatur, desto schnelle präsentiere ich meinen Köder. Die höhere Wassertemperatur beschleunigt den Stoffwechsel der Hechte. Diese haben somit mehr Energie zu Verfügung, müssen aber auch laufend Energie in Form von Futter beschaffen. ⁠Auch weil das klare Wasser dem Hecht eine bessere Sicht bietet, sollte man dem Fisch weniger Zeit lassen den Köder genau zu betrachten.
⁠⁠Für die umgekehrten Bedingungen präsentiert man den Köder entsprechend ein bisschen langsamer. Beispiel: Drei schnelle Schläge gefolgt von 2-3 Sekunden Pause.
⁠Meistens kommen die Bisse dann in der Pause.
⁠Bei starker Trübung hilft eine "laute" Präsentation. Das hilft dem Hecht den Köder überhaupt orten zu können.

Ich hoffe ihr konntet in diesem Beitrag etwas lernen und könnt mit dem frischen Know-How eurem Fisch des Lebens einen Schritt näher kommen. Falls jemand mit dem Gelernten einen Erfolg erzielt, würde es mich sehr freuen davon zu erfahren. Fangberichte und Fangfotos könnt ihr mir gerne auf meinem Instagram Kanal Pikefever senden.

⁠In diesem Sinne Petri Heil und liebe Grüsse

⁠Janic Stebler

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