So geht Felchenfischen
Neugierig aufs Felchenfischen?
Wir erklären Dir hier die wichtigsten Details und Eigenheiten dieser Voralpensee-Fischerei Schritt für Schritt.
Ein Beitrag vom
Petri-Heil
Magazin
Text: Nils Anderson | Fotos: André Suter
Stellenwahl | Den anderen abschauen
Am einfachsten ist es, sein Glück in der Nähe anderer Felchenfischer zu versuchen. Sind diese erfolgreich und man selbst nicht, geben sie einem oft wertvolle Tipps zu Stellen oder Köderwahl. Wenn keine Fischer zu sehen sind, sollte man sich mithilfe von Tiefenkarten auf die Suche nach flachen oder flachabfallenden Böden in einer Tiefe zwischen 10 und 25 Meter machen. Damit macht man meistens nicht viel verkehrt. Lassen sich auf dem Wasser zahlreiche Häute von Zuckmücken beobachten, oder sieht man gar welche aus dem Wasser steigen, ist man ebenfalls an der richtigen Stelle.
Bedingungen | Am liebsten Ententeich
Am besten sind sonnige Frühlingstage mit Ententeichbedingungen: Spiegelglattes Wasser, kein Wind und genügend Licht. Fürs Felchenfischen muss man selten früh aufstehen, gerade im Frühling ist die beste Zeit zwischen 11 und 17 Uhr. Im Sommer wird es aber vor allem wegen dem Bootsverkehr immer schwieriger, tagsüber gute Bedingungen anzutreffen. Dies ist mit ein Grund, weshalb der Frühling die beste Zeit fürs Felchenfischen ist. Die Saison beginnt meistens anfangs Jahr und zieht sich bis Ende Oktober: Gute Felchenfänge sind so gesehen fast das ganze Jahr hindurch möglich.
Anker | Geschickt ankern
Das Ankerseil kommt einem beim Felchenfischen immer mal wieder in die Quere. Sind die Wind- und Strömungsverhältnisse unstet, kann es passieren, dass die direkt unter dem Boot und damit oft in unmittelbarer Nähe des Ankers präsentierten Hegenen ins Seil geraten und sich dort verhaken. Noch ungünstiger ist es natürlich, wenn eine Felche im Drill ins Ankerseil schwimmt. Um diesem Problem vorzukehren empfiehlt es sich, eine kleine Boje oder einen Fender ins Seil zu knüpfen und ausreichend Seil zu geben, so hat man genügend Abstand zum Anker.
Schnur | Bunte Geflochtene
Geflochtene Schnüre sind fürs Felchenfischen fast unverzichtbar. Da sie über keine nennenswerte Dehnung verfügen, wird jeder Zupfer direkt an die Rutenspitze übertragen. Zudem bieten sie bei sehr dünnem Durchmesser eine ausreichende Tragkraft. Schnüre mit einem Durchmesser von 0.06 bis 0.12 mm und einer Tragkraft zwischen vier und sieben Kilo sind optimal. Es gibt speziell fürs Felchenfischen konzipierte Schnüre, die sich dadurch auszeichnen, dass sie alle fünf Meter die Farbe wechseln. Damit ist es auch möglich, im Freiwasser fressende Felchen gezielt anzufischen.
Rolle | Laufrolle oder Stationärrolle?
Ob man zum Felchenfischen eine
Laufrolle
oder die
Stationärrolle
wählt, ist letztlich Geschmacksache. Der ganz grosse Vorteil der Stationäarrolle gegenüber der Laufrolle ist, dass die Schnur, resp. die Rolle nicht stets mit einem Finger blockiert werden muss. So lässt es sich entspannter und unkomplizierter fischen. Bei der Laufrolle kann man dafür die Bremswirkung mit dem Finger besonders fein dosieren. Wichtig bei der Stationärrolle ist eine gute Bremse, da die Fische immer wieder überraschend heftige Fluchten an den Tag legen. Ein möglichst kleines und leichtes Modell macht das Fischen deutlich angenehmer.
Köder | Hegene muss es sein
Als Köder kommt fast ausschliesslich die
Hegene
in Frage, auch wenn Felchen auch mit dem Wurm oder der Made zu fangen wären. Die Hegene besteht meistens aus fünf kleinen Haken, die in regelmässigen Abständen an kurzen Seitenarmen an einen Hauptstrang geknüpft sind. Als Hegenen-Silch hat sich ein Fluorcarbon-Vorfach 0.18 oder 0.20 mm bewährt. Bei der Montage der Hegene darauf achten, dass das richtige Ende oben ist: Stehen die Haken schön ab, stimmt es, hängen sie zu nah am Hauptstrang, ist sie falsch herum montiert. Über die richtige Farbwahl der Nymphen lässt sich streiten.
Ans Ende der Hegene kommt meistens ein Tropfenblei. Je nach Rute, Strömung, Tiefe und Schnurdurchmesser kommen Gewichte zwischen sieben und maximal 15 Gramm in Frage.
Echolot | Nicht überbewerten
Ein Echolot ist bei der Suche von Felchenschwärmen natürlich hilfreich. Eine Tiefenkarte auf dem Handy, beispielsweise von Navionics erleichtert zudem das Auffinden von Kanten, Böden und Tiefenstrukturen. Wer sich an anderen Felchenfischern orientiert, braucht kein Echolot; meistens sind die Felchenschwärme grossflächig unterwegs und nicht dicht geballt an einem Ort. Dem Echolot braucht man im Übrigen keine allzugrosse Bedeutung beizumessen, in erster Linie ist es für die Tiefenangabe hilfreich und dazu da, anzuzeigen, ob überhaupt Fische vor Ort sind. Oft sind die dicht am Boden umherziehenden Felchen kaum sichtbar. Wer sich auf die Rutenspitze konzentriert, fängt garantiert mehr Fische, als wer sich auf dem Echolot die Zeit mit «Fischfernsehen» vertreibt.
Rute | Fein und parabolisch
Felchenbisse sind oft unglaublich zaghaft und entsprechend kaum zu erkennen. Deswegen haben Felchenruten eine möglichst dünne und sensible Spitze, die noch die kleinste Berührung anzeigt. Sobald eine Felche hängt, ist man mit einer weichen, parabolischen Rute gut beraten: je weicher die Rute, desto geringer ist die Chance, dass der Fisch im Drill ausschlitzt. Felchenruten gibt es mittlerweile einige im Handel, die günstigsten sind für etwa 70 Franken zu haben, die teuersten kosten gegen die 300 Franken. Ideal ist eine Länge zwischen 1.80 Meter und 2.30 Meter. Wer keine Felchenrute zur Hand hat, kann es auch mit einer UL-Spinnrute mit einem sehr tiefen Wurfgewicht versuchen. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht über eine parabolische Aktion verfügen und auch die Bisse nicht so zuverlässig angezeigt werden. Wer eine Fliegenrute der Klasse 0 bis 2 hat, kann diese zweckentfremden und damit ebenfalls gut auf Felchen fischen, selbstverständlich ohne Fliegenschnur.
Köderführung | Schön langsam
Die Hegene wird vertikal neben dem Boot bis auf Grund gelassen und dann sachte angehoben, damit das Blei etwa eine Handbreit über Boden schwebt. Jetzt gilt es mit ganz ruhiger und möglichst gleichmässiger Führung die Rute anzuheben. Damit hat man in den meisten Fällen die besten Fangaussichten. An gewissen Tagen funktioniert es besser, wenn die Hegene gar nicht oder kaum bewegt wird, und manchmal reagieren sie auf eine etwas schnellere und ausgeprägtere Führung besser. Um ein Ausprobieren kommt man kaum herum. Auch eine ganz langsame Drift kann erfolgsversprechend sein. Dazu nimmt man ein Gewicht von etwa 15 Gramm und zieht so die Hegene über den Boden her.
Anhieb und Drill | Beim kleinsten Verdacht
Registriert man in der Rutenspitze auch nur den Verdacht einer Unregelmässigkeit, sollte man blitzartig anschlagen; überhaupt sollte jedes Zucken sofort mit einem Anschlag quittiert werden. Je nach Tageslaune der Felchen können die Bisse erstaunlich deutlich oder aber unglaublich zaghaft ausfallen. Es erstaunt nicht, dass deutlich mehr Fische nach zaghaften Bissen im Drill verloren gehen.
Hängt die Felche, gilt es nichts zu überstürzen und sachte und gleichmässig den Fisch hochzuholen. Bemerkt man den Biss einer kleinen, untermassigen Felche sollte man besonders langsam einholen um dem Fisch einen besseren Druckausgleich zu ermöglichen. Bei grösseren Exemplaren sind die Fluchten kurz unter dem Boot oder an der Wasseroberfläche nicht zu unterschätzen. Jetzt nur nichts überstürzen und der Felche Zeit und Schnur geben, damit sie nicht ausschlitzt.
Feumer | Grossmaschig oder aus Metall
Ein grossmaschiger, gummierter Feumer ist von grossem Vorteil, ebenso ein spezieller Felchenfeumer mit Metallmaschen. Selbstverständlich kann man auch mit einem Hechtfeumer erfolgreich Felchen feumern, doch die freien Haken der Hegene verhaken sich nur allzu gerne im Feumermaterial.
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