Unsere Schweizer Gewässer
Nicht umsonst wird die Schweiz als Wasserschloss bezeichnet. Unser Land ist mit zahlreichen natürlichen Seen ausgestattet. Viele Flüsse und Bäche haben ihren Ausgangspunkt in unseren Alpenregionen und ziehen sich wie Adern durch das Land. Manche Flusssysteme wurden durch den Menschen gestaut und bilden nun unsere Stauseen. In den höher gelegenen Regionen haben wir die Möglichkeit wunderschöne Bergseen zu befischen. Auch an Teichen mangelt es nicht in der Schweiz. Nur das Meer und Brackwasser sind uns nicht vergönnt. Wie man sieht ist die Schweiz ein Paradies für jeden Fischer!
Oft stellt sich die Frage, wo man denn überhaupt fischen gehen soll um etwas zu fangen. Wenn Du die Gewässer lesen und mögliche heisse Angelstellen als solche erkennen kannst, hast Du einen entscheidenden Vorteil. Natürlich muss der Köder auch dort ins Wasser, wo es Fische hat. Dieser Bericht soll Dir Anhaltspunkte über solche mögliche Hotspots in unseren Binnengewässern aufzeigen.
So vielfältig wie die Schweiz selbst, sind auch deren Gewässer!
Unsere Seen sind alles per Definition stille Gewässer. Diese können sich teils stark unterscheiden, was auch die Fischerei an den jeweiligen Seen beeinflusst. Wichtige Eigenschaften, wie Grösse, Uferbeschaffenheit, Zuflüsse, Zugänglichkeit, Form sind bereits beim Heranzoomen in Google Maps erkennbar. Es lohnt sich immer einen kurzen Blick von oben auf ein neues Gewässer zu werfen. Dies gibt Dir ein erstes Bild über das Gewässer und potentielle gute Stellen können schon da ausfindig gemacht werden.
Genau so wichtig ist die Berücksichtigung des Jahreszyklus. Grundsätzlich ist es so, dass das Biotop See und dessen wechselwarmen Bewohner stark auf die Jahreszeiten reagieren. Somit muss auch die Angelstelle mit deren Wassertiefe entsprechend angepasst werden.
Der Jahreszyklus in einem See schematisch dargestellt
Im Winter ist der See kalt, das Wasser enthält wenig Mikroorganismen und die Fische sind passiv. Im Frühling beginnt sich die Wasseroberfläche aufzuwärmen. Sobald die Oberfläche 4 Grad erreicht sinkt diese Schicht ab, da Wasser bei 4 Grad die höchste Dichte aufweist. So fangen die Wasserschichten an sich zu durchmischen. Die aufkommende Wärme und der zunehmende Sauerstoffgehalt lassen die Mikroorganismen und die Fische wieder aktiver werden - Ganz im Sinne der Nahrungskette herrscht nun wieder das Motto “fressen und gefressen werden”. Im Sommer beruhigt sich die Durchmischung wieder, da das gesamte Gewässer mindestens 4 Grad oder wärmer ist. So baut sich eine Wassersäule auf, die gegen oben hin immer wärmer wird. Dort wo der Temperaturunterschied von den warmen oberen Schichten zu den unteren kälteren Schichten am grössten ist, entsteht die Sprungschicht. Diese Grenze beinhaltet in der Regel ein reich gedeckter Tisch an Plankton und lockt kleinere Futterfische an, welche auch wieder Räuber anziehen. Im Herbst kühlt sich die oberste Wasserschicht wieder ab und sinkt. Dadurch durchmischt sich der See ein zweites Mal. Den Temperaturrückgang spüren auch die Fische. Sie müssen nun noch reichlich Nahrung zu sich nehmen, da der kalte Winter wieder bevorsteht.
Auch im Winter können stattliche Hechte gefangen werden, wenn man weiss wo.
Sommeregli sind oft in Oberflächennähe anzutreffen.
Winter
Wenn Du also im Winter fischen gehen willst, solltest Du Dein Glück tief, grundnah und mit einer langsamen Köderführung versuchen. Vom Boot gestaltet es sich oft einfacher die tiefen Stellen zu befischen, als vom Ufer aus. Dort wo das Ufer steil abfällt, findest Du oft auch schnell abfallende Unterwasserkanten. Solche steile Ufer sind, wie bereits erwähnt, auf dem Satellitenbild bereits erkennbar. Im Winter zu fischen ist jedoch hartes Brot und sicherlich am anspruchvollsten.
Frühling
Im Frühling wird die Fischerei wieder vielseitiger. Die Durchmischung der Gewässerschichten hat zur Folge, dass sich die Fische in allen Wasserschichten wohlfühlen können. Da gilt es nun die grössten Nahrungsvorkommen herauszufinden. An Solchen Stellen tummeln sich viele kleinere Fische wie Rotaugen, Brachsmen und Schleien. Ein solches Beutefischvorkommen zieht auch Raubfische wie Hechte, Zander und Egli an. Der Frühling ist auch die Jahreszeit, in der viele Fischarten ihr Laichgeschäft tätigen oder schon getätigt haben. Während dem Laichen sind viele Fischarten durch Schonzeiten durch den Gesetzgeber geschützt. Um mehr über die Schonzeiten der einzelnen Fische zu erfahren, empfiehlt es sich, unseren Magazinbeitrag über die gesetzlichen Grundlagen durchzulesen. Der Frühling bietet sich generell an um seine ersten Erfahrungen in der Fischerei zu machen.
Sommer
Im Sommer ist der See voll mit Mikroorganismen und Wasserpflanzen. Die Fische finden ein grosses Nahrungsangebot. Oft kannst Du Fischaktivität bis dicht an die Oberfläche beobachten. Die Morgen- oder Abenddämmerung ist sehr vielversprechend, da zu dieser Zeit nicht die pralle Sonne auf den See scheint. Das heisst jedoch noch lange nicht, dass Du im Sommer nicht auch den Tag durch dein Fischerglück versuchen sollst.
Herbst
Im Herbst müssen die Fische noch einen Zahn zulegen, um sich den Bauch vollzuschlagen, bevor es wieder kälter wird. Die Fische fressen hemmungsloser, was uns Fischern entgegenkommt. Die Kleinfischschwärme rücken jetzt näher zusammen und bilden sogenanne Baitballs. Diese verlagern sich in die tieferen Wasserschichten. Wenn Du in der Lage bist diese Hotspots zu finden, dann hast Du sehr gute Fangchancen!
Es gibt neben den Jahreszyklen weitere Einflüsse, denen Du besondere Aufmerksamkeit schenken solltest. Wie immer spielen Nahrungsvorkommen und Versteckmöglichkeiten eine grosse Rolle, um gute Angelplätze zu finden. Ein Beispiel sind Einläufe, welche Wasser von einem Bach in den See führen. Diese bringen oft viel Nahrung und Sauerstoff in ein stilles Gewässer. Der Bereich um diesen Einlauf ist oft sehr fischreich. Auch der Wind kann ähnliche Effekte hervorrufen. Bläst dieser über eine längere Zeit in dieselbe Richtung, verschiebt das die Nahrung und Sauerstoff an das im Wind liegende Ufer. So ist es ratsam dann genau diese Stellen zu befischen.
Ein weiteres verlässliches Anzeichen auf Fischvorkommen sind Wasservögel. Da wo Möwen, Gänsesäger oder Haubentaucher selbst auf Jagd sind, da sind auch die Fische nicht weit. Und dort wo die Beutefische sind, stehen nicht unweit auch die Raubfische. Findest Du keine solchen Indizien, sind besondere Strukturen, wie Häfen, Buhnen, steile Ufer oder Landzungen immer einen Versuch wert. Solche Strukturen bieten viele Verstecke und einen guten Lebensraum für unsere Fische.
Kanadische Seeforelle aus einem Bergsee im Spätsommer
Bergsee
Fischen auf dem Eis - im Winter auf den Bergseen auch in der Schweiz möglich!
Bergseen sind oft viel kälter aber dafür sauerstoffreicher. Salmoniden, wie Saiblinge und Forellen finden sich darin so richtig wohl. In der kalten Jahreszeit gefrieren viele Bergseen und Eisfischer finden sich dort ein. Sobald Du in einem Loch über längere Zeit keinen Biss verzeichnen konntest, lohnt es sich neue Löcher zu bohren und weiter zu suchen. Ein Bergsee ist ein super Gewässer um erste Fischererfahrungen zu machen. Oft ist die Fischerei noch mit einer schönen Wanderung und einem tollen Ausblick verbunden.
Schwellen sind immer ein Hotspot
Die Fischerei in einem Fliessgewässer ist ganz ein anderes Pflaster, egal ob Fluss oder Bach. Das Wasser ist ständig in Bewegung. Egal ob Du in einem langsam und gleichmässig fliessenden Kanal oder in einem kleinen dynamischen Bergbach fischst.
Die Fliessstruktur enthält immer eine Hauptströmung. Diese fällt je nach Wassermenge und Gefäll sehr ausgeprägt aus. In begradigten Kanälen oder Flussteilen fliesst fast alles gleich schnell und bildet eine gerade Hauptströmung. Solche strukturarmen Abschnitte können auch reichlich Fisch enthalten. Jedoch gibt es kaum strukturelle Anzeichen um Fischvorkommen herauszulesen. Jedoch können für uns nicht erkennbare tiefe Löcher in solchen Bereichen am Gewässergrund vorkommen, die dann auch wieder spannend sind.
Bei einer genügend starken Hauptströmung, kann am Rande dieser Strömung von einer Strömungskante gesprochen werden. Somit bildet diese den Übergang von der starken Strömung zu schwächeren Strömungen. Die Strömungskanten sind bei den Fischen sehr beliebte Standplätze. Dort wird dank der Hauptströmung viel Nahrung angespült und der Fisch braucht weniger Energie, da er nicht direkt in der starken Hauptströmung stehen muss. Es heisst jedoch nicht, dass Fische sich nicht auch in der Hauptströmung aufhalten, vor allem wenn diese eher schwach ist. Oft bedeuten Strömungskanten auch einen Tiefenunterschied. Die schnellere Hauptströmung trägt meist mehr Boden ab und ist deshalb tiefer. Zusätzliche Tiefe im Bach bietet den Fischen mehr Sichtschutz. Dadurch stehen viele Bachbewohner auch gerne in tieferen Gewässerbereichen.
Wenn die Sonne scheint ist es ratsam die schattigen Stellen zu befischen
Beispielsweise sind Aussenkurven in einem Bach oft sehr gute Angelstellen. Die Hauptsrömung hat dort eine tiefere Schneise geformt und wird durch die Kurvenform etwas gebremst. Strömungen im Fluss werden nicht nur durch dessen Form geprägt, sondern auch durch andere Strukturen wie Steine, Äste und Schwellen umgeleitet und gebrochen. Manchmal bilden sich hinter solchen Hindernissen sogenannte Kehrwasser, welche die Strömung dermassen umlenken, dass diese dort verwirbelt wird. Oft sind diese Stellen auch wieder etwas tiefer. Das sind Hotspots! Dort wirbelt es immer viel Nahrung umher und die Fische haben genügend Zeit diese zu schnappen und sich im Anschluss wieder zu verstecken.
Wie Du Dich an einem kleineren Fliessgewässer bewegst, ist oft schon sehr entscheidend. Fische die im Bach stehen und dort auf antreibende Nahrung warten, sehen Dich bei zu hastigen Bewegungen schon bevor Du überhaupt zum Auswerfen kommst und verschwinden in ihren Verstecken! Es ist deshalb ratsam, sich bedacht und langsam zum Angelplatz zu bewegen. Meist sind die Fische auch nicht einfach zu entdecken, weil sich diese in tieferen Stellen oder unter Strukturen verstecken. Versuche deshalb Deine Köder nahe an der Struktur und am Grund zu präsentieren, ohne viel Aufsehen zu erregen. Je nach Platzverhältnis zum Werfen, kann dies eine Herausforderung sein. Kopf hoch! Wahrscheinlich hat schon fast jeder Fischer einen Löffel in den Baum gesetzt.
Wir wünschen Dir viel Spass beim Finden Deiner Hotspots!