Die Kunst des Zander Jiggens

Von Fischen

Es ist Herbst, die Temperaturen sinken, dichter Nebel liegt auf dem Wasser. Die Stachelritter haben Hunger. Nach der Arbeit gehe ich schnell noch eine Runde ans Wasser. Am Spot angekommen, wird es auch schon wieder dunkel. Es ist nun mal Herbst, aber das ist gut so, denn ich mache mir die Dunkelheit zu Nutze. Ich werfe meinen Gummifisch an die Strömungskante. Die Sinne sind aufgrund der Dunkelheit stark geschärft.

Ein Beitrag von fischen.ch Pro Staff Janic Stebler von Pikefever

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Der Gummifisch sinkt langsam die Kante runter und der Rutenblank vibriert dadurch stark. Kaum am Grund angekommen, kurble ich zweimal schnell an. Kaum aufgehört zu kurbeln, schlägt es in die Rute, als hätte mir jemand einen Stein auf die Rutenspitze geworfen. Blitzschnell schiesst meinen Rute nach oben und ich spüre starken Widerstand.
⁠Wer einmal einen solchen Biss bekommen hat, der weiss, dass Zander Jiggen starkes Suchtpotential hat. 

Das Zander Jiggen ist eine faszinierende und effektive Methode, um diesen energieeffizienten Raubfisch zu überlisten. Der Grat zwischen knallharten Bissen und kompletter Flaute ist sehr schmal. 
⁠Zander sind sehr launisch und sparen sich ihre Kräfte gekonnt ein. Man kann seinen Köder zwischen hunderten Zandern perfekt präsentieren und doch erfolglos sein. Während es im nächsten Moment egal sein mag, was man mit dem Köder macht und es Biss auf Biss hagelt.
⁠Der richtige Spot, die richtigen Lichtverhältnisse sowie der richtige Köder mit entsprechendem Jigkopf können entscheidend sein.
⁠Die letzten Jahre habe ich mich oft auf die Zander Fischerei konzentriert und durfte dabei vieles über diesen faszinierenden Fisch lernen.

Das Gerät: Rute, Rolle, Schnur & Vorfach

Vorab ist es sehr wichtig, dass das verwendete Gerät auch das Richtige ist. Entscheidend beim Zander Jiggen ist eine schnelle Aktion der Rutenspitze, welche die Bisse blitzschnell im Handgelenk ankommen lassen. Auch beim Abtasten des Gewässergrundes mit dem Gummifisch kommt einem die stramme Rutenspitze zugute.
⁠Je mehr Köderkontakt man hat, desto besser, denn wer keine Kontrolle über seinen Gummifisch hat, wird kaum erfolgreich sein.

Ich bevorzuge Ruten zwischen 2.40m und 2.70m mit einem Wurfgewicht von maximal 70 Gramm für diese Fischerei. Zudem ist ein strammes Rückgrat der Rute sehr wichtig, um beim Anhieb den Haken ins harte Zandermaul zu setzen.

Als Rolle verwende ich zum Jiggen immer eine robuste und hoch übersetzte Stationärrolle in der Grösse von 3000 bis 4000.

Für maximalen Köderkontakt ist es wichtig eine geflochtene Schnur zu wählen. Diese sollte gerade genug dünn sein, um weite Würfe und feines Angeln zu ermöglichen. Doch ebenfalls stark genug, um einen kapitalen Zander sicher ans Boot zu bringen.

Als Vorfach kann ein dünnes Stahlvorfach oder ein 0.35/0.40mm Fluorocarbon verwendet werden. Wobei ich immer auf das dünne Stahlvorfach setze, da es verschiedene Vorteile mit sich bringt. Durch den sehr geringen Durchmesser verdrängt es kaum Wasser und macht somit kaum Vibrationen unter Wasser. Es bildet sich in der Absinkphase auch kein Schnurbogen im Vorfach, welcher den Kontakt zum Köder erschweren kann. Ausserdem ist es hechtsicher.
⁠Aus meiner Sicht spielt die Sichtigkeit des dünnen Stahls eine eher untergeordnete Rolle. Da die Zander im klaren Wasser meist sowieso nur Nachts beissen.

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Der Köder und das passende Gewicht

Die Köderwahl ist stark abhängig vom Gewässer. Schlanke Gummifische mit hochfrequentem Laufverhalten sind meine erste Wahl, wenn es darum geht, Zander zu fangen. Die Köderfarbe sollte in erster Linie den Lichtverhältnissen und der Gewässertrübung angepasst werden.

Ist es eine helle Nacht oder sogar noch Tag an einem klaren Gewässer, sollte auf ein natürliches Dekor mit viel Kontrast gesetzt werden. Beispielsweise Schwarz/Weiss, Silber oder Barsch Dekore sind gut geeignet.

⁠Fehlt nachts jegliches Licht aufgrund der Mondphase oder Wolken, setze ich auf helle Farben, die stark UV aktiv sind, um das wenige restliche Licht Unterwasser wiederzugeben. Chartreuse, Firetiger oder Weiss sind dafür super geeignet. Meine favorisierte Farbe für die meisten Situationen ist “Green Pumpkin Chartreuse”: Diese ist auf der Oberseite braun und die Unterseite ist 

Ein Geheimtipp unter Profis sind komplett schwarze Köder. Diese zeichnen sich durch maximalen Kontrast aus und wirken dabei doch nicht unnatürlich.

Der Köder sollte so leicht wie möglich, doch so schwer wie nötig beschwert sein. Es ist wichtig den Grund mit dem Jigkopf abtasten zu können. Man muss mit dem Kopf ständig beim Gummifisch sein und wissen, was dieser gerade macht. Ein- bis zweimal Kurbeln, Rute ruhig halten und die Vibration im Rutenblank fühlen. Eine Absinkphase von 1-4 Sekunden ist ideal. Je nachdem kann man das Gewicht anpassen. Mehr Gewicht für schnellere, weniger Gewicht für langsamere Absinkphasen.

Die Wahl des Angelplatzes

Sind keine Zander am Platz oder in der Nähe, wird man logischerweise auch keine fangen. Wenn man jedoch weiss, dass es im Gewässer Zander hat, so kann man diese auch fangen. Die Spots, an denen sich die Zander gerne aufhalten sind grundsätzlich immer dieselben.

Flusseinläufe in grossen Seen, Kurven und Strömungskanten in Flüssen sowie Strukturen wie Bäume oder Steine in geschlossenen See Systemen. Zander lieben harten Untergrund. Grosse Zander jenseits der 90 Zentimeter Marke stehen nicht selten im Freiwasser, doch auch an den genannten Spots lassen sich diese beim Jiggen fangen.

Wichtig ist die sogenannte Wohlfühltiefe des Zanders zu kennen. Die Zander halten sich da auf, wo es ihnen am besten gefällt. Sauerstoff und Wassertemperatur sowie Lichteinstrahlung sind hierbei entscheidend. Diese Tiefe variiert schnell zwischen einem und 25 Meter Wassertiefe. Wobei zu beachten ist, dass Zander ab einer Fangtiefe von 9 Meter abwärts danach nicht mehr überlebensfähig sind. Hat man die Wohlfühltiefe einmal gefunden, ist es wichtig, diese Tiefe intensiver zu befischen. Um effizient zu sein, stellt man sich dafür mit dem Boot auf eine Kante und befischt diese längs, damit der Köder ständig auf der gewünschten Tiefe ist.

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In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Zander kurz nach der Dämmerung am aktivsten sind und ihre Runden meist an denselben Orten drehen und dabei alles fressen, was ihnen vor die Linse kommt. Dann spielt Ködergrösse, Form, Vorfach oder Gewicht des Jigkopfs meist kaum noch eine Rolle. Hatte man also mal einen Kontakt mit einem Zander, sollte man sich die Uhrzeit, die Lichtverhältnisse und andere Auffälligkeiten merken. Meist handelt es sich nicht um Zufall.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, ist das Erfolgsrezept für das Fischen auf Zander. Wer weiss, wann und wo die Zander rauben, der kann sich viele Stunden am Wasser sparen und in kurzer Zeit am Wasser die schönsten Fänge erzielen.

Ich wünsche Petri Heil

⁠Janic